Nutztierfütterung

Das fressen unsere Nutztiere

Unsere Berge und Hügel sowie das an den meisten Orten eher feuchte Klima macht aus der Schweiz ein typisches Grasland. Mehr als zwei Drittel unserer Landwirtschaftsfläche eignet sich nicht für den Ackerbau. Die vielen Wiesen und Weiden produzieren aber bestes Futter für Kühe, Ziegen oder Schafe, die daraus hochwertiger Lebensmittel wie Fleisch, Milch oder Käse machen. So können wir Menschen diese Flächen auch für die unsere Ernährung nutzen.

Schweiz ist ein Grasland. Kühe machen daraus Fleisch und Milch.

86% einheimisch

Dank Raufutter wie Gras, Heu, oder Silage produzieren wir 86 Prozent des benötigten Tierfutters selber. Bei den 14 Prozent Futtermittelimporten handelt es sich vor allem um Getreide und Soja (Agristat Futtermittelbilanz 2015). Beides bekommen in erster Linie unsere Hühner und Schweine zu fressen, die Raufutter ebenfalls nicht verdauen können. Ein kleiner Teil gelangt auch als sogenanntes Kraftfutter in die Milchviehhaltung. Wer viel Milch produziert braucht Powerfood, wie ein Leistungssportler! Der Kraftfuttereinsatz je Milchkuh in der Schweiz wird auf ca. 700 kg je Jahr geschätzt. In den Ländern der EU liegt der Einsatz bei ca. 2000 -2500 kg je Kuh und Jahr. Total fressen unsere Nutztiere 8.5 Mio. t Futter (Trockensubstanz), wovon 6.5 Mio. t Gras und Heu sind.

Wir importieren nur zertifiziert nachhaltige Soja

Importe als Lückenfüller

In den letzten 20 Jahren ging der Anbau von Futtergetreide in der Schweiz stark zurück. Der Grund ist der tiefe Produzentenpreis, mit dem die Kosten für die Bauern nicht gedeckt sind. Deshalb müssen wir Getreide aus dem Ausland zukaufen. Es läuft zurzeit ein Projekt, um den Futtergetreideanbau in der Schweiz wieder zu fördern. Beim Eiweiss haben wir in der Schweiz und generell in Europa eine Unterversorgung. Deshalb importieren wir Sojaschrot und Sojapresskuchen - das sind die eiweissreichen Rückstände der Sojaölgewinnung. Weil wir uns den mit dem Anbau Soja verbundenen ökologischen und sozialen Problemen bewusst sind, kaufen wir ausschliesslich gentechfreies und zu 99 Prozent aus zertifiziert nachhaltiger Produktion stammendes Soja. Die Branche hat sich zum Sojanetzwerk Schweiz formatiert, um sich dieser Problematik anzunehmen. Es ist unser Ziel, auch den Eiweissanbau in der Schweiz auszudehnen. Im Moment laufen Abklärungen, welche Nutzpflanzen sich am besten dafür eignen und wie deren Anbau gezielt gefördert werden kann.

Foodwaste vermeiden

Wir verfüttern jährlich auch rund 200'000 Tonnen Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie. Dabei handelt es sich um Müllereinebenprodukte, Rapskuchen, Zuckerrübenmelasse, Trockenkartoffeln, Magermilchpulver, Fette, Malzkeime und Trockentreber. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Food Waste.

Strenge Kontrollen bei den Futtermitteln

Alles unter Kontrolle

Nutztiere in der Schweiz erhalten nur streng kontrollierte, art- und umweltgerechte Futtermittel. Diese enthalten weder gentechnisch veränderte Organismen noch Tiermehl. Die Zugabe von Hormonen war schon immer und die von Antibiotika zur Leistungsförderung ist in unserem Land seit 1999 verboten. Zuständig für die Kontrolle und Einhaltung der gesetzlichen Fütterungsvorschriften ist Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung.

Situation weltweit

Weltweit stehen rund fünf Milliarden Hektaren als landwirtschaftlich nutzbare Fläche zur Verfügung. Aus natürlichen Gründen eignet sich aber weniger als ein Drittel davon als Ackerfläche für den Anbau von Getreide, Mais, Gemüse, Kartoffeln, Reis usw. Der Rest sind Wiesen, Weiden, Steppen oder Alpen. Das hier wachsende pflanzliche Material kann der Mensch nicht selber nutzen. Aber Kühe, Ziegen, Schafe und andere Raufutterverzehrer können es verwerten und produzieren hochwertige Nahrungsmittel wie Milch und Fleisch sowie weitere nützliche Produkte wie Wolle und Leder. So erzeugt Weidewirtschaft hochwertige Nahrungsmittel auf Flächen, die sonst nicht zur Lebensmittelgewinnung nutzbar sind.

Weniger Tiere

Die Schweizer Bauern produzieren nicht mehr Fleisch als die Schweizer Konsumenten essen. Würde die Bevölkerung 50 Prozent weniger Fleisch essen, könnte die Landwirtschaft die Tierbestände halbieren und auf Futtermittelimporte komplett verzichten. Der Selbstversorgungsgrad stiege dann von 60 auf gegen 80 Prozent. Werden dagegen nur in der Schweiz die Tierbestände abgebaut und das Fleisch dann aus dem Ausland importiert ändert sich für die Umwelt nicht.

Unsere einheimischen Futtermittel

Futtergetreide

Dazu gehören Gerste, Hafer, Triticale und Futterweizen. Sie sind neben Gras die wichtigsten Futtermittel. Der Anbau ging in den letzten Jahren stark zurück.

Ökoheu

Wenn das Heu von einer Biodiversitätsförderfläche stammt, spricht man von Ökoheu. Wann eine solche Fläche gemäht werden kann, ist in der Direktzahlungsverordnung geregelt. Der Schnitt erfolgt erst dann, wenn die Gräser und Kräuter versamt haben. Ökoheu ist sehr ballaststoffreich und enthält relativ wenig Energie oder Eiweiss.

Silage

Das Silieren ist ein wichtiges Verfahren, um Futter haltbar zu machen. Silage ist eine Art Sauerkraut, das dank Milchsäuregärung haltbar gemacht wird. Das Gras wird zu diesem Zweck leicht angewelkt, und dann unter Luftabschluss gelagert. Dabei findet die Gärung, welche das Futter konserviert statt. Silage lagern die Bauern entweder in Ballen oder einem Silo.

Weitere Futtermittel

Wir bauen in der Schweiz auch Futterrüben, Eiweisserbsen und wenig Soja an. Der Sojaanbau beschränkt sich zum weitaus grössten Teil auf Soja zur menschlichen Ernährung. Der Anteil zur Verfütterung ist sehr klein.

Gras

In den Sommermonaten wird vor allem frisches Gras verfüttert. Gras ist aber nicht gleich Gras. Die Qualität hängt vom Alter des Bestandes, der Jahreszeit, der Artenzusammensetzung sowie der Feuchtigkeit und Höhenlage ab.

Heu

Heu ist getrocknetes Gras. Die meisten Betriebe produzieren ihr eigenes Heu. Nur ein kleiner Teil wird gehandelt. Heu kann zu Ballen gepresst oder lose aufbewahrt werden. Damit die Qualität des Heus nicht leidet, muss es trocken sein und bleiben.

Mais

Mais gehört im weitesten Sinn auch zum Futtergetreide und ist besonders energiereich. Bevor er ganz reif ist, kann man ihn ebenfalls zu Silage verarbeiten oder trocknen. Wartet man bis die Kolben schön gelb sind, kann man sie auch dreschen und die Körner verfüttern.

Kontrolle

Alles was im Futter drin ist, kann später im Fleisch, in der Milch oder in den Eier landen. Deshalb ist der Handel und Import von ausländischem Futtermittel streng reglementiert und kontrolliert. Sämtliche der rund 1500 Unternehmen im Futtermittelhandel sind der amtlichen Futtermittelkontrolle Agroscope unterstellt. Nur Heimtierfuttermittel dürfen ohne Registrierung importiert werden.

Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion

Die Agrarpolitik 2014-17 führte Direktzahlungen für die sogenannte „Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion“ ein. Der Beitrag wird bezahlt, wenn die Jahresration aller auf dem Betrieb gehaltenen raufutterverzehrenden Nutztieren zu mindestens 90 Prozent der Trockensubstanz sich zusammensetzt aus: Grünfutter (Gras, Heu, Silage, Mais), Getreidesilage, Rüben sowie Abgänge aus der Kartoffel-, Obst- und Gemüseverwertung. Zudem muss die Jahresration im Talgebiet zu mindestens 75 Prozent, im Berggebiet zu 85 Prozent aus frischem, siliertem oder getrockneten Wiesen- und Weidefutter bestehen. 2015 erfüllten drei von vier Betrieben mit Tierhaltung in der Schweiz diese Auflagen.

Einzelnachweise

  • LID-Dossier Nr. 485 Futtermittel vom 22. Dezember 2017: Futtermittel: Importieren oder produzieren? [1]
  • Bericht der Arbeitsgruppe Futtermittel vom September 2011, aktualisiert April 2016: Stärkung der Versorgung mit Schweizer Kraftfutter [2]
  • SMP-Hintergrundinformationen zur Fütterung: [3]
  • Proviande Hintergrundinformationen zum Thema Fütterung: [4]
  • Fokusmagazin "Das fressen Kuh, Schwein und Co."